Die multimediale, interaktive Onlinewelt verlangt ihren Tribut von unseren überreizten Verständen. Und zwar in Form einer verkürzten und immer kürzer werdenden Aufmerksamkeitsspanne. Warum das so ist, verrate ich gleich noch. Wichtiger ist, dass der sich weiter beschleunigende Eingabestrom aus allen Smartphone-, Notebook- und Tabletbildschirmen unseren Datenstrom/Nachdenk-Quotienten bedenklich verschiebt. Zugunsten der reinen Datenaufnahme. Zulasten des Nachdenkens. Darauf sind wir ja schon während unserer Schulzeit gedrillt worden. Mit der Verstärkung dieses Trends werden wir aber noch anfälliger für jede Art von Falschinformation und Manipulation, als wir es ohnehin schon sind.
Sofortige Belohnung
Das Anklicken des Katzenvideos, die sofortige Befriedigung des Video- oder Musikwunschs hat mit der üblicherweise ebenso direkten allgemeinen Zustimmung zur Bekanntgabe unserer momentanen Befindlichkeiten über die sozialen Netzwerke eines gemeinsam: Wir werden darauf konditioniert, unsere Bedürfnisse unverzüglich befriedigt zu bekommen. Das führt dann eben auch zur Verkürzung der Aufmerksamkeitsspanne, da wir ja aus der Gewohnheit heraus erwarten, dass wir nach wenigen Momenten schon unsere Belohnung oder Bestätigung bekommen.
Kurzer aber substanzieller Input
Ein Weg, diesen Mechanismus zumindest zu umgehen ist das gehaltvolle Zitat. Es ist schnell gelesen, erfordert aber evtl. eine längere mentale Nachbereitungsphase. Exemplarisch sei dieses Zitat erwähnt: Wenn Plünderung zur Existenzgrundlage einer Ansammlung von Menschen wird, zur sozialen Bindung… (Frédéric Bastiat). Das Zitat ist in wenigen Zeilen gelesen, aber um es in seinem ganzen Umfang zu erfassen, vom Kriegerkodex bis zur Eroberungsrhetorik des Imperiums, ist etwas Denkarbeit erforderlich.
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